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Martin Luthers Bibeljünger in Neustadt an der Orla - Kabinettausstellung führt durch 500 Jahre lutherische Bibelgeschichte

  • Neues aus dem Rathaus, Presse

Pressemitteilung vom 25. Juli 2022

Vor 500 Jahren erschien Martin Luthers „Septembertestament“ als Teil jener Übersetzung, mit der der Reformator eine gewaltige „geistige Tat“ vollbrachte. Luthers Werk war zwar nicht die erste Übersetzung ins Deutsche, aber das Septembertestament von 1522 wuchs bis 1534 zur ersten lutherischen Vollbibel. Dabei fand er eine Sprache, die die Menschen verstanden. Luther gebrauchte hierfür das Wort „dolmetschen“.

Mit der lutherischen Bibelübersetzung war für die kommenden Jahrhunderte der Grundstein dafür gelegt, dass sich nicht nur Theologen, sondern auch andere Gebildete wie Philosophen, Schriftsteller, Mediziner, Publizisten und Schullehrer mit der Bibel auseinandersetzten. Und jene schrieben über sie und wegen ihr. Sie erklärten die Bedeutung der Texte dem „gemeinen Mann“, transferierten die Heilige Schrift in dessen Lebensalltag und gaben Hilfestellung für die
Vermittlung der Worte an Schüler und alle Schichten der Bevölkerung.
Auch in Neustadt an der Orla fanden sich Männer, die durch Wort und Tat an dieser Entwicklung Anteil hatten. Dies gilt insbesondere für den umtriebigen und wirtschaftlich erfolgreichen Verleger und Buchdrucker Johann Gottfried Wagner und seinen wichtigsten und erfolgreichsten Autor, den Theologen, Pädagogen und Schulmann Gustav Friedrich Dinter. Denn nicht nur mit katechetischen Schriften, den „Anweisungen zum Gebrauch der Bibel in Volksschulen“ oder den Erbauungsbüchern für Gebildete trafen sie den Nerv der Zeit. Auch mit der neunbändigen „Schullehrer-Bibel“ legten die beiden 300 Jahre nach Martin Luther eine zeitgemäße Interpretation der Heiligen Schrift vor und ernteten damit einen enormen Verkaufserfolg. Dabei wurden die beiden durch die in Neustadt ansässigen Pfarrer Christoph Basilius Wilhelm und Johann Friedrich Heinrich Schwabe sowie den in Ranis wirkenden Schriftsteller und Theologen Gottlob Eusebius Fischer unterstützt.
Mit jenen zahlreichen Schriften und der aktualisierten Aufbereitung der Heiligen Schrift – allein die erste Auflage der „Schullehrer-Bibel“ erreichte zirka 100.000 Bände – wurde eine „Stütze echten Luthertums“ geschaffen, so Dinter selbst. Ihm ist mit seiner „Schullehrer-Bibel“ eine beachtliche Popularisierung der Heiligen Schrift in seiner Zeit gelungen. Eine Kabinettausstellung im Museum für Stadtgeschichte führt in dieses spannende Feld der Weiterentwicklung und Nutzbarmachung der Bibel im Lauf der letzten 500 Jahre ein – vom Septembertestament über einige ältere Bibelausgaben bis hin zu Dinters „Schullehrer-Bibel“ und zu den aktualisierten Lutherbibeln heute. Die Eröffnung der Ausstellung ist für Sonntag, den 28. August 2022 um 14.00 Uhr geplant. Sie wird bis zum Reformationstag am 31. Oktober zu sehen sein.



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