Was denn an einem alten Bahnhofsgebäude so interessant sei, hatte manch einer im Vorfeld die teils extra aus Berlin angereiste Verwandtschaft gefragt, die sich am 8. September anlässlich des Tags des offenen Denkmals zum Bahnhof nach Neustadt aufgemacht hatte. Es war einerseits die Möglichkeit Einblicke in ein so prägendes Haus zu bekommen, die ansonsten verwehrt bleiben, aber anderseits auch der Reiz in Erinnerungen zu schwelgen an Reisen, die von hier aus starteten oder an die Lieben, die hier nach langer Trennung wieder in den Arm genommen werden konnten.

Und so strömten schon ab 13 Uhr, als die Türen sich am Sonntag öffneten, unzählige Interessierte die Wartehalle, um ein Ticket für eine der Führungen zu ergattern. Diese wurden von Tony Witlacil und Ronny Schwalbe von Stadtverwaltung angeboten. Sie zeigten den Besuchern das entkernte Gebäude, das sich inzwischen im Eigentum der Stadt Neustadt befindet, führten vom Keller bis zum Dachboden, in die ehemaligen Wohnräume, Bahnbetriebsräume, Bahnhofsgaststätte und versorgten die Besucher mit allerhand baulichen und historischen Fakten.

Eine kleine Ausstellung in der Wartehalle eröffnete darüber die Möglichkeit, individuell Informationen zu erhalten. Hingucker war ein Modell des Gebäudes zu, das Schüler der AWO-Schlossschule gestaltet haben. Vorschläge zur Weiternutzung aus der Bevölkerung, die an einer Schautafel betrachtet werden konnten, boten allerhand Gesprächs-, wenn nicht gar Diskussionsstoff. Die Bilderschau im improvisierten Kinosaal war ebenso ein Besuchermagnet. Gezeigt wurden aktuelle und historische Aufnahmen des seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert bestehenden Bahnhofs. Zum Mitmachen lud schließlich noch ein Escape Room ein. In der ehemaligen Wohnung des Bahnhofsvorstehers hatte der Fachdienst Kultur um Caroline Reul, Louise Klein und Annett Richter ein fiktives Büro eingerichtet, in dem ein Team findiger Geheimagenten – in diesem Fall verkörpert von den Gästen – allerhand Rätsel lösen musste, um rechtzeitig einen Sonderzug zu erwischen.

Nach zehn Führungen, zwei entschlüsselten Escape Room-Durchgängen und allerhand angenehmen Unterhaltungen zwischendrin leerten sich die Räume wieder. Zurück bleibt die Gewissheit eines erfolgreich gestalteten Denkmaltags, der den Nerv der Neustädter getroffen hat. Ein großer Dank geht an Familie Richter aus Burgwitz, die nicht nur mit allerhand authentischen Schätzen – von Uniformen über Fahrkarten bis hin zu Anzeigetafeln – und Wissen aus Zeiten der Reichsbahn zum Gelingen beigetragen hat, sondern auch direkt vor Ort tatkräftig unterstützte.